Die Pedalo


Status: zerlegt

 - wird für den Verkauf aufbereitet

 - frisch überholter Motor

 - kleine Schweißarbeiten stehen an

 


Meine Beste!

 

sie läuft und läuft und läuft...

 

Die Pedalo ist zurzeit mein tapferstes Alltags- und Tourenmoped.

 

Es gab eine Zeit, in der ACMA Modelle in der Vespaszene verpönt waren. Genau zu dieser Zeit, beschäftigte ich mich gerne damit, auf der französischen Kleinanzeigenseite namens leboncoin.fr jeden Tag nach Vespas zu suchen. Damals war eine ACMA nicht viel wert, vielleicht einige paar hundert Euro, aber noch längst nicht die mehreren Tausend Euro, die sie heute kosten. Leider gingen mir diverse V56 und dergleichen durch die Lappen, bis ich endlich auf eine V50 stieß, die nicht binnen weniger Stunden verkauft worden war. Eine V50 mit schmalem Trittblech. Die wollte eh niemand haben. Günstigerweise war sie nicht weit entfernt, etwa 100 Kilometer Richtung Westen im tiefsten Elsass.

Sofort wurde ein Kumpel angerufen, 400 Euro gepumpt, ein Auto organisiert, und los gings durch den schönen Frühling nach Frankreich. Bei Breisach wurde der Rhein überquert. Die Vogesen zeichneten sich monumental am Horizont ab. An klaren Tagen ist das Schwestergebirge des Schwarzwaldes sogar von Freiburg aus sichtbar. Wir steuerten schnurstracks auf die Weinberge und Täler zu, fanden eine schmale, gewundene Straße hinauf durch die dunklen Wälder, vorbei an kleinen, teils verfallenen Bergdörfern. Es war schön. Aber das Besondere auf solchen Fahrten ist die Spannung und Vorfreude auf das, was einen beim Kauf erwarten wird. Wir hatten nur eine wage Adresse, die mir der Verkäufer kaum verständlich mit starkem Dialekt durch das knisternde Telefon auf Französisch angegeben hatte. Jedes Mal wenn ich durch das Elsass fahre und die Vogesen überquere, habe ich das Gefühl, dass diese Straßen ein lebendiges Gebilde sind, was sich willkürlich und permanent ändert. Auch das Navi war dieser Meinung und schickte uns über entlegene Wege und durch verfallene Orte, die aussahen wie aus Filmen à la "Wrong Turn" oder "Texas Chainsaw Massacre". Glücklicherweise fanden wir irgendwann in heller Aufregung unseren Zielort ohne massakriert zu werden.

Dort wartete ein älterer Herr, der sich gleich im uvnerständlichsten Französisch vorstellte, dass ich je gehört habe. Ich sagte freundlich "Hallo, ich hatte angerufen, wir kommen aus Deutschland und sind wegen der Vespa hier!". Er sah mich an, zuckte mit den Schultern und zog die Augenbrauen hoch. "Komprom pa" (je ne comprend pas = ich versteh nicht). Ich versuchte es noch ein paar Mal mit einfachen deutschen Sätzen. Keine Reaktion und keine brauchbare Antwort. Da erinnerte ich mich an meine guten Manieren und mein Wahlpflichtfach der 9. Klasse: da war ja was, Französisch! Je parle Pomfrittes ( = ich kann das ja doch)! Ich quälte mir einige französische Sätze ab, auf die meine damalige Lehrerin mit Sicherheit stolz gewesen wäre. Besonders, dass ich mich noch daran erinnerte, besonders weil ich immer wegen meiner Faulheit und meinem größeren Interesse, Motorskizzen auf die Schultische zu zeichnen, schlicht und ergreifend eine Gnaden-4 bekam.

Siehe da! Die Miene des Herrn hellte sich auf, und er begann auf verständlichem Deutsch, naja, mehr einem Dialekt-Mix aus Allemannisch, Deutsch und Französisch, mit uns zu reden. Er zeigt uns seinen ganzen Stolz: eine Ducati. Und noch ein Motorrad. Und dies und das. Les Alsaciens sont plemplems! ( = die Elsässer sind ein Fall für sich :) ).

 

Crahskurs Elsässisch:

 

Kaschperle Funki = Fernseher

Kambreschkellar = Katakomben

Hosabibsa = Handy

Motörgonflé = Tuning

 

Nun, endlich durfte ich die Pedalo live und in Farbe erblicken. Fotos können sehr trügerisch sein. Besonders wenn man viele Kilometer angereist ist um ein Fahrzeug zu kaufen, ist die Spannung hoch, ob die Karre hält, was die Fotos und die Beschreibung versprochen haben. C´etait magnifique!

 

So wurde die Pedalo nach Freiburg geholt, dilletantisch restauriert und mit verschiedenen Motoren bewegt, bis ich sie dann in Kiel auf großes Kennzeichen ummeldete und mit dem derzeitigen Setup seit 2 Jahren ohne Panne unterwegs bin.

 

Aktuelles Setup:

  • 133er Polini
  • 30er Dellorto PHBH Vergaser
  • 24er ETS-Kurbelwelle (51mm Hub)
  • Drehschiebereinlass
  • elektronische 12V PK-Zündung mit HP4 Polrad
  • Block stark angepasst und Kurbelgehäuse gedimpelt
  • 3.00er Primär
  • PM40 Auspuff, verchromt
  • österreichisches 4-Gang-Langgetriebe aus einer 50S

 

Ein paar Worte zum exotischen Getriebe:

 

Der Motor läuft unglaubliche 120 Km/h, ist bei richtiger Bedienung vollgasfest und beschleunigt im 4. Gang sogar zu zweit am Berg. Das österreichische Getriebe besitzt eine ungewöhnliche Abstufung, die vielen anderen Vespafahrern nicht geheuer ist: 1. und 2. Gang sind etwa wie beim normalen 4-Gang-Getriebe übersetzt. Der 3. Gang ist bedeutend länger als normal, und der 4. Gang ist ellenlang. Im 1. und 2. Gang wird das Vorderrad leicht, hier ist sie schließlich enorm kurz übersetzt. Im 3. Gang fährt sie sich, als ob es der 4. Gang eines normalen Getriebes in Verbindung mit einer 2.56er Primär wäre. Der Ganganschluss ist durch das hohe Drehmoment problemlos. Der 4. Gang kommt etwas träger und ist noch etwas länger übersetzt als der 4. Gang eines normalen Getriebes in Verbindung mit einer 2.34er Primär. Verstanden oder war das zu kompliziert?

Nun, natürlich kommt man beim Schalten in den 3. oder 4. Gang weit vorm Reso raus, aber selbst wenn der vorherige, niedrigere Gang nicht ansatzweise ausgedreht wird, lässt sich die Pedalo problemlos bewegen.

 

Durch die kurze 3.00er Primär ist der Motor schwer anzukicken und lässt sich fast gar nicht anschieben.

 

Zudem kommen die uralten 2.75 x 9 Zoll Räder mit den gusseisernen Bremstrommeln. Die Dinger waren sonst nur auf den italienischen 50R und den frühen italienischen Specials verbaut. Die Verzögerung ist zwar besser als gedacht, aber die Thermik ist im Vergleich zu den neueren Alu-Trommeln echt mies.

 

 

 

Vorherige Setups:

  • erst 50ccm, dann 85ccm DR, dann 102ccm Polini
  • 16.16 Dellorto SHB Vergaser
  • 19er Kurbelwelle (43mm Hub)
  • nervige 6V Kontaktzündung, 2-spulig
  • Block ungefräst
  • erst originale Primär, dann 3.72er, dann 2.86er
  • Originalauspuff
  • 3-Gang-Getriebe

Der Versuch, sie zu Verkaufen um der Ratte einen m200 Quattrinimotor zu gönnen, scheiterte kläglich. Zum Glück. Ich hätte es wahrscheinlich eh nicht übers Herz gebracht.

Man darf gespannt sein, weche Modifikationen noch folgen!