Seufz.

Meine zweite Vespa und ein unglaublich treuer Begleiter auf vielen Touren und im Alltag.

Die ersten drei Deutschlandtouren hat sie ohne Pannen bestanden!

 

Als kleiner Junge stand ich morgens immer an unserem Badezimmerfenster im beschaulichen, kleinen Burg Birkenhof in der Nähe von Freiburg im Breisgau.

Und für ein paar Jahre sah ich immer eine kleine Vespa vor dem Fenster auf der Straße vorbeiknattern. Ich liebte diesen Klang, kaum ein anderes Fahrzeug, besonders kein Roller, machte so ein schönes Motorengeräusch. Ich war ohnehin von Anfang an Oldtimerverrückt. Seit ich denken kann, sogar mein erstes Wort war "Auto".

Später vergaß ich diese Vespa, aber unterbewußt war ich hoffnungslos infiziert.

Irgendwann traf ich dann einen Freund aus Kindertagen. Wir redeten über Autos, Motorräder und Vespas. Bis er meinte, er habe noch eine zerlegte V50 Spezial im Keller. Schnell war klar, dass es genau diese Vespa war, die früher allmorgentlich an unserem Badezimmerfenster vorbeiknatterte.

 

Da gab es kein Halten mehr. Für 150 Euro bekam ich sie in die Hände! Mein erstes Restaurationsobjekt. Herrlich :)

Sie wurde zerlegt, abgeschliffen, gespachtelt, schwarz lackiert und Stück für Stück restauriert. Und dann nach fast 2 Jahren endlich in einer Hauruckaktion an einem Wochenende fertig gestellt.

 

Der Motor wurde Stück für Stück umgebaut, revidiert und aufgerüstet.

 

Erstes Setup:

• 50er Originalzylinder
• 16.16er Vergaser
• originale 6V Kontaktzündung
• Block ungefräst
• originale Primär
• Sito + Auspuff
• 4-Gang-Getriebe

Der Motor lief einmal kurz im Ständer, da stellte ich fest, dass er Öl verlor. Mist. Aber immerhin war es der erste Motor, den ich in meinem Leben überholt hatte. Also habe ich ihn nochmal zerlegt und bei der Gelegenheit gleich das Setup geändert.

 

Zweites Setup:

• 102er Polini DOA (nur über Drehschieber)
• 16.16er Vergaser (originale Hauptdüse mit Dentalbohrer vergrößert ^^)
• originale 6V Kontaktzündung
• Block ungefräst
• 3.00er Primär (danke Markus! danke Thomas!)
• Sito + Auspuff
• 4-Gang-Getriebe

Meine Güte, das war die Erleuchtung! Der Bock lief wie die Hölle... vorher hatte ich nur nen 75er DR auf meiner PK50 XL2, das war kein Vergleich. Die Vespa klang so schön kernig und die ersten Tage traute ich mich nicht ein einziges Mal, den Hahn ganz aufzumachen! Und dann gings mit dem frischen Motor direkt an den Bodensee und anschließend auf einen 1200 Km langen Trip. Einfach so! Dazu hier mehr davon!

 

Was für ein tolles Setup! Schier unkaputtbar und doch kam man gut vom Fleck. Aber etliche Kilometer später fing der Motor an, Zicken zu machen und mir waren die knappen 80 Sachen auf der Graden nicht mehr genug. Und genau da fiel mir ein 133er Polini in die Hände! Also fix vor der nächsten Deutschlandtour umgebaut. Hier die zweite, ellenlange Pfingsttour!

 

Drittes Setup:

• 133er Polini
• 20.20er Dellorto SHB Vergaser
• 19er Primaverawelle (51mm Hub)
• originale 6V Kontaktzündung
• Block ungefräst
• 2.63er Polini Aluprimär
• Sito + Auspuff
• 4-Gang-Getriebe

Das lief alles völlig problemlos, aber kurz vor der dritten Deutschlandtour, wurde mir der Wert besseren Lichtes und einer USB-Ladebuchse für Handy/Navi bewusst. Deshalb wurde wenige Stunden vor der Abfahrt noch eine billig gekaufte, gebrauchte Vespatronic eingebaut, die beim ersten Kick den Geist aufgab :(

Der Versuch, ein auf 19mm Kontaktkonus umgebautes HP4-Polrad auf die Kontaktzündung zu stecken schlug auch aufgrund der unterschiedlichen Durchmesser der Grundplatten fehl. Glücklicherweise hatte ich irgendwo in meinem Fundus noch die Zündung der PK125 XL2 Coreos rumfliegen, die dann sofort eingebaut wurde und trotz der maroden Kabel fast bis an den Bodensee hielt. Danke Daniel für deine tolle Unterstützung an diesem nervenaufreibenden Donnerstagmorgen! Dann ging es zum dritten Mal auf die spannende Strecke Kiel - Stockach!

 

Viertes Setup:

• 133er Polini
• 20.20er Dellorto SHB Vergaser
• 19er Primaverawelle (51mm Hub)
• elektronische 12V PK-Zündung mit HP4 Polrad
• Block ungefräst
• 2.63er Polini Aluprimär
• Sito + Auspuff
• 4-Gang-Getriebe

So wurde die Vespa noch bis Herbst 2013 bewegt. Dann gab das lichtmaschinenseitige Kurbelwellenlager laut knirschend und quietschend den Geist auf. Schuld war wahrscheinlich der mit Alunieten selbst vernietete Konus des HP4. Selbige waren mit der Zeit lose geworden, das Polrad bekam eine dezente Unwucht und das Kugellager krepierte. Was solls. Hat immerhin einige Zichtausend Kilometer gehalten!

 

Im Frühjahr 2014 kam dann ein anderer Motor übergangsweise rein. Es waren alles Restteile, selbst das Gehäuse hatte ich günstig irgendwo bekommen.

 

Fünftes Setup:

• 133er Metrakit
• 20.20er Dellorto SHB Vergaser
• 19er Primaverawelle (51mm Hub)
• Kontaktzündung
• Block auf Zylinder angepasst
• 2.86er Primär
• PM40 Auspuff
• 3-Gang-Getriebe

Der Motor lief offengestanden herrlich. Damals das Kraftvollste, was ich gefahren bin. Doch letzten Endes musste ich mich kurz vor Pfingsten 2014 schweren Herzens auch von dieser Vespa trennen, um die Ratte mit Quattrinimotor aufbauen zu können. Der laufende 133er Metrakit-Motor ging für ca 600 Euro über ebay an einen Kerle weg, der zu blöd war die Beschreibung zu lesen und dann gleich mit Anwalt drohte... Leute gibts.

Der Rest, also der komplette Rahmen mit allen Anbauteilen und Papieren ging für 500 Euro nach Hamburg.

Ich hoffe sie hat es gut :(

 

Einzig der originale Motor wartet in meinem Keller auf ein neues Leben, vielleicht sogar mit einem Quattrini M1-60 in der Ratte... wer weiß.

 

Oh. Er wartet nicht mehr. Er befindet sich bald in Matz´s Supernova...